Im Rahmen des Nürnberg Digital Festival lud das ZAM zu einer Erkundungsreise ins Urheberrecht ein, inklusive der aktuellen Verwerfungen und Unsicherheiten. Zwischen Kunst, Recht und weiteren gesellschaftlichen Themenfeldern diskutierten die gut 15 Teilnehmenden intensiv – untereinander mit den drei Impuslgebenden, der Künstlerin Anna Maria Bieniek, dem Stenographen und technischen Leiter des ZAM, Jochen Hunger und Rechtsanwalt Baltasar Cevc. Die Veranstaltung soll einen Auftakt für eine Serie zu KI und Gesellschaft im ZAM bilden.

Drei Perspektiven auf KI
Jochen Hunger – KI als kreatives Werkzeug
Jochen Hunger, künstlerischer Leiter des ZAM und freiberuflicher Szenograph, berichtete von einer Ausstellung im Deutschen Museum, in deren Rahmen sein Team mithilfe von KI-Software Bildwelten für verschiedene Zukunftsszenarien gestaltete. Dabei ging es nicht nur um die technischen Möglichkeiten der Bildgenerierung, sondern auch um die Frage, wie sich kreative Arbeitsprozesse durch KI verändern.
Er äußerte Bedenken, dass durch den Einsatz solcher Werkzeuge kreative Leistungen – etwa im Bereich Illustration – zunehmend an automatisierte Systeme abgegeben werden. Das hat nicht nur Auswirkungen auf berufliche Perspektiven von Gestalter:innen, sondern auch auf unsere kollektive Bildsprache: Wiederkehrende Muster in KI-generierten Bildern könnten langfristig unsere Vorstellungskraft prägen. Ist das gut? Ist das problematisch? Dennoch – für ihn überwiegen die Chancen: KI macht kreatives Arbeiten schneller und zugänglicher.
Anna Maria Bieniek – künstlerisches Spiel mit KI
Anna Maria ist eine Künstlerin, die KI-generierte Bilder gezielt in ihre künstlerische Arbeit integriert. Aus reiner Neugier begann sie, erste Bildexperimente mit KI durchzuführen – zuvor hatte sie keine Berührungspunkte mit der Technologie. Zu Beginn ihrer Arbeit fielen ihr die typischen Fehler in den generierten Bildern auf: anatomische Ungenauigkeiten, verzerrte Perspektiven oder seltsame Details. Diese Unvollkommenheiten empfand sie jedoch nicht als Makel, sondern als reizvolle, ästhetisch interessante Elemente, die sie bewusst in ihre Werke einfließen ließ.
Besonders spannend findet sie die Möglichkeit, mit KI gezielt Objekte zu erschaffen, die in der realen Welt unmöglich wären – etwa ein Turnschuh mit einer Oberfläche aus Erdbeerhaut. Solche surrealen Kombinationen nutzt sie bewusst als künstlerisches Stilmittel.
Anna Maria reflektiert bei jedem Werk, wie viel davon „sie selbst“ ist und wie viel der KI zu verdanken ist. Bei Arbeiten, die sie nach der Generierung weiter analog bearbeitet, sieht sie sich selbst zu 100 % als Urheberin. Bei anderen Bildern, bei denen die KI durch ihre eigenen Vorschläge eine unerwartet starke gestalterische Rolle einnimmt, ordnet sie sich selbst einen geringeren Anteil zu – manchmal nur etwa 50 %.
Baltasar Cevc – rechtliche Fragen und Graubereiche
Baltasar Cevc, Jurist und ZAM-Vorstandsmitglied, beleuchtete die aktuelle Rechtslage – mit Fokus auf zwei Sichtweisen:
- Als Künstler:in möchte ich KI nutzen, um Werke zu schaffen.
- Als Unternehmen möchte ich meine KI mit bestehenden Werken trainieren.
Dabei entstehen viele offene Fragen:
- Darf ich KI anweisen, ein Bild „im Stil von XY“ zu generieren?
- Ist es erlaubt, KI-generierte Bilder kommerziell zu nutzen, wenn sie auf geschützten Werken basieren?
- Wie kann ich meine eigenen Werke davor schützen, ungefragt zum Trainingsmaterial zu werden?
Internationale Unterschiede spielen dabei eine große Rolle. In den USA kann die „fair use“ Doktrin eine transformative Nutzung erlauben. In der EU ist Training, insbesondere für Mustererkennung, als „Text und Data Mining“ (TDM) unter bestimmten Bedingungen zulässig.
Doch beantwortet das nicht die Frage: „Wer ist wirklich Urheber:in eines KI-generierten Werkes?“
Diskussion
Nach den Impulsen diskutierten alle Anwesenden weiter – offen, kontrovers und vielseitig. Dabei kamen zusätzliche Themen auf, unter anderem:
- Einsatz von KI-Bildern im Marketing – was ist erlaubt?
- Wie müssen KI-Systeme in Zukunft entwickelt werden, um Urheber:innen zu schützen?
- Der enorme Ressourcenverbrauch großer KI-Modelle
Ausblick
Diese Runde war der Auftakt zu einer KI-Themenreihe im ZAM. Weitere Veranstaltungen folgen – mit Raum für Austausch, kritische Fragen und neue Perspektiven.
👉 Stay tuned – und komm vorbei ins ZAM – Zentrum für Austausch und Machen.
Textentwurf: Conrad Hesse, Baltasar Cevc, unter Nutzung von ChatGPT
